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Vereinsgeschichte

Zur Geschichte der Mitgliedergruppe Achern
des Historischen Vereins für Mittelbaden

1. Historischer Verein für Mittelbaden

Am 8. Mai 1910 fand im Offenburger Rathaus die Gründungsversammlung des „Historischen Vereins für Mittelbaden und angrenzender Gebiete“ statt. Auf Vorschlag der Herren Pfarrer Reinfried in Moos bei Bühl und Direktor der Lenderschen Anstalt Dr. Schindler in Sasbach bei Achern wurden die Ämter Baden-Baden und Rastatt in das Vereinsgebiet mit einbezogen, um somit den Anschluss zum Karlsruher Altertumsverein herzustellen. Einer der maßgeblichen Initiatoren zur Gründung war Dr. Max Wingenroth, Karlsruhe.

Achern war von Beginn an stark im Hauptverein vertreten. In den Hauptvereins-Ausschuss wurde Bürgermeister Wilhelm Schechter aus Achern gewählt. Ordentliche Mitglieder (Stand 1. Juni 1912) waren u.a. die Stadtgemeinde Achern, Ober-Revisor Eckert, prakt. Arzt Dr. Kohler, Kaufmann G. Kurz, Pfarrer Lorenz Öchsler, Dr. Rapp, Redakteur Schindler, Medizinalrat Dr. J. Schneider, ev. Stadtpfarrer Spitzer und Rektor M. Steinhart, alle aus Achern.

Durch den 1. Weltkrieg und die Inflation gab es erst wieder eine Hauptversammlung am 11. Juni 1922 im Tivoli in Achern. Apotheker (Illenau) Zimmermann hat viel Arbeit und Mühe für die Vorbereitung der Tagung verwendet. Der Gesamtverein zählte zu dieser Zeit in 15 Ortsgruppen ca. 1800 Mitglieder. Der Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt, außerdem als neues Mitglied Herr Fabrikant Franz Hubert Lott (Achern), Großvater des heutigen Acherner Vereinsmitgliedes Franz-Hubert Lott.

2. Ortsgruppe/Mitgliedergruppe Achern: Die Gründung und frühe Zeit

Von Anfang an nahmen Acherner Bürger mit großem Interesse an der Arbeit des Historischen Vereins Anteil, so dass eine im Spätjahr 1921 von Prof. Ernst Batzer vorgetragene Anregung, auch in Achern eine Ortsgruppe zu gründen, auf fruchtbaren Boden fiel.  Über die Gründung und Anfangsjahre unserer Mitgliedergruppe Achern des Historischen Vereins für Mittelbaden sind Vereinsakten nicht vorhanden, so dass wir uns mit der indirekten Rekonstruktion der Gründung zufrieden geben müssen.

Aus der Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden, „Die Ortenau“, wird im Jahr 1925, Achern betreffend, folgendes über die Gründung und die Jahre 1922 bis 1924 berichtet:
Am 31.1.1922 fand die Gründungsversammlung im Festsaal der Anstalt Illenau statt. Den Vortrag hielt Herr Prof. Dr. Götze, Universitätsbibliothekar in Freiburg i. Br., über „Das Schicksal der deutschen Sprache in der Gegenwart.“ Die Mitgliederzahl war von dem vom Hauptverein zugewiesenen alten Stamm von etwa 25 Mitgliedern auf 94 gestiegen. Als Vorstand wurden die oben genannten gewählt (Obmann: Anstaltsapotheker Zimmermann; Rechner: Oberverwaltungssekretär Giesler).
Dank rühriger Unterstützung durch das Ausschussmitglied Franz Hubert Lott wurden 1923 auf einer herumgesandten Liste größere Beträge von der Industrie des Achertales gezeichnet, die aber durch die Inflation und den Währungszerfall total verschlungen wurden.

Über die Folgejahre ist nichts über die Acherner Ortsgruppe überliefert. Der Obmann bzw. Vorsitzende, Anstaltsapotheker Walter Zimmermann, trat zwar selbst immer wieder als Autor verschiedener Beiträge zur Heimatgeschichte hervor, bemühte sich sehr um die Pflege des Geschichtsbewusstseins und trug Sorge um den Erhalt der Geschichtszeugnisse in Achern, von Aktivitäten der Ortsgruppe und ihrem Vereinsleben erfahren wir aber nichts.

In den Jahren 1929 bis 1931 weiß man allgemein von einem großen Mitgliederschwund. Dieser resultierte nicht nur aus dem Austritt von Einzelmitgliedern, sondern auch aus Kündigungen von Körperschaften und Institutionen, besonders aber von Schulen.

3. Mitgliedergruppe Achern: Von der „Wiedergründung“ bis heute

Der „Historische Verein für Mittelbaden“ hatte sich auch während des Dritten Reiches seine Selbstständigkeit bewahren können. Das Jahr 1945 aber brachte dessen Ende und führte zur Auflösung aller Vereine. Die Neugründung fand mit Billigung der französischen Militärregierung am 28. September 1946 im Singsaal der Oberrealschule in Offenburg statt. Allerdings sollte es bis zum 10. Mai 1947 dauern, bis die Militärregierung in Offenburg die vorläufige Erlaubnis für die Wiederaufnahme der Tätigkeit des Vereins gab.

Auch in Achern war die Ortsgruppe des Historischen Vereins zum Erliegen gekommen, ohne dass darüber irgendwelche Informationen oder Archivalien näher Aufschluss geben könnten. Erst im Jahre 1953 treten die Acherner Geschichtsinteressierten wieder ins Licht der Öffentlichkeit. In einem Presseartikel einer Tageszeitung (nicht bekannt, nur Teilausschnitt vorhanden) vom 6. Mai 1953 wird unter der Überschrift „Lebendige Heimatgeschichte“ berichtet, dass auf Anregung von Hauptlehrer Beck zu einem Abend mit geschichtlichen Vorträgen über die Ortenau in die Aula des Gymnasiums eingeladen worden sei. Bei dieser Vortragsveranstaltung habe unter der Leitung des stellvertretenden Bürgermeisters Direktor Kessler auch die „Neugründung der Ortsgruppe Achern des Historischen Vereins für Mittelbaden“ stattgefunden, wobei „eine stattliche Zahl der Anwesenden sich in die umlaufende Liste einzeichnete“ und Direktor Kessler bereits die erste Mitgliederversammlung ankündigte.

Auch über diese erste Versammlung der „neuen“ Ortsgruppe und deren Beschlüsse sowie über die folgende Zeit mit möglichen Aktivitäten fehlen jegliche Vereinsunterlagen.

Bekannt ist, dass Herr Hauptlehrer Eugen Beck, der heute noch als Rektor Beck bekannte und geachtete Pädagoge und Heimatforscher, wohl seit der Neugründung den Vorsitz der Acherner Gruppe inne hatte, 19 Jahre lang, bis er ihn 1972 an Studiendirektor Hugo Schneider übergab. Vereinsakten aus dieser Zeit sind ebenfalls keine vorhanden.
Dass ein Vereinsleben im klassischen Sinn in jenen Jahren stattgefunden hätte, ist nicht überliefert.

Das änderte sich offenbar auch zu Hugo Schneiders Zeit als Vorsitzender der Mitgliedergruppe Achern, ab 1972, nicht, denn Hugo Schneider hatte seinen Schwerpunkt auf wissenschaftliche Forschungen und Veröffentlichungen zur Orts- und Regionalgeschichte gelegt, nicht zuletzt auch in den Jahren 1979 bis zu seinem Tod 1990 als Redakteur der „Ortenau“. Seine zahlreichen Arbeiten zur Acherner Geschichte sind wegen ihrer „strengen und verantwortungsvollen Maßstäbe“ (Dieter Kauß) bis heute geschätzt und in Erinnerung ist auch sein Engagement für den Erhalt der örtlichen geschichtsträchtigen Bauwerke, bei der Acherner Nikolauskapelle hatte er sich 1973 selbst „im Schweiße seines Angesichts“ als archäologischer Ausgräber betätigt.
Im Jahr 1989, hatten Hugo Schneider und Anton Wagner ihre Ämter für die Mitgliedergruppe Achern aus Alters- und Gesundheitsgründen niedergelegt. In einer Mitgliederversammlung am 31. August 1989 wurden als neuer Vorstand die Herren Horst Brombacher (Vorsitzender), Elmar Gschwind (Stellvertreter und Schriftführer) und Guntram Weisser (Rechner) gewählt, um die Mitgliedergruppe weiterzuführen.

Unter Horst Brombachers Leitung setzte das ein und entwickelte sich schrittweise, was der neue Vorsitzende selbst „die Tätigkeit des Vereins neu zu beleben, ohne dabei in eine Überaktivität zu verfallen“ nannte, nämlich ein planmäßiges und geregeltes Vereinsleben mit Unternehmungen und Angeboten zur Geschichte „in Achern und Umgebung und dem benachbarten Elsass“ im Sinne der Vereinsziele. Für die Ziele, Geschichte zu erforschen und zu vermitteln, engagierte sich Horst Brombacher selbst immer wieder mit fundierten Aufsätzen und Vorträgen zu heimatgeschichtlichen Themen.

Diese Aktivierung vor Ort und die durch Brombacher/Gschwind neu formulierte Vereinspräsenz wurde gut aufgenommen und führte auch zu einer kontinuierlichen Erhöhung der Mitgliederzahl von im Jahre 1989 knapp unter 100 auf 183 im Jahre 2005 und, damit und mit einer regelmäßigen Pressearbeit einhergehend, zur Steigerung des Ansehens des Vereins in der Acherner Öffentlichkeit.

Nach über 16 arbeits- und erfolgreichen Jahren übergab das Führungsteam Horst Brombacher und Elmar Gschwind in der Mitgliederversammlung am 12. Januar 2006, im Beisein des Präsidenten des Gesamtvereins, Herrn Dr. Wolfgang M. Gall, den Stab an einen neu gewählten Vorstand, der sich aus den Herren Johannes Mühlan (Vorsitzender), Helmut Decker (Stellvertreter), Wolfgang Schultze (Rechner) und Michael Karle (Schriftführer/Presse) zusammen-setzt. Nach Ausscheiden von Herrn Decker 2008 wurde Frau Gabriele Spitzmüller am 29. Januar 2009 als vierte Kraft in den Vorstand gewählt, Herr Wolfgang Schultze übernahm zu seinem Rechneramt noch die Stellvertretung des Vorsitzenden.

Das jetzige Vorstandsteam bemüht sich, unter Beibehaltung der bewährten und erfolgreichen Arbeitsgrundsätze aus der Ära Brombacher, Qualität und Wissenschaftlichkeit der Arbeit und der Angebote zu erhalten und zu stärken sowie durch Konzentration der Arbeit auf Jahres-Themenschwerpunkte die Intensität, Informationswirkung und Nachhaltigkeit zu fördern. Mit der neu begründeten vereinsinternen Schriftenreihe „Acherner Vorträge und Texte“ wird dem Bedürfnis interessierter Teilnehmer, Vortragstexte zum Nachlesen und weiteren Studium in die Hand zu bekommen, Rechnung getragen.