Populismus ist ein Begriff, der seit längerer Zeit ein negatives Etikett bekommen hat. Er bezieht sich auf öffentliche Äußerungen, in denen es darum geht, aus Unzufriedenheit mit öffentlichen Entscheidungen die Umsetzung des scheinbar eindeutigen „Volkswillens“ zu verlangen.
Politiker versprechen in ihren Programmen, die Wünsche ihrer Wähler zu erfüllen. Wenn dann eine Wahl entschieden ist wird viel von dem Versprochenen nicht umgesetzt. Dann haben manche das Gefühl, übergangen oder sogar betrogen worden zu sein. Viele sind enttäuscht und aufgebracht.
Der Rheinauer Psychologe Gerd Hirschberg hat sich mit diesem Phänomen beschäftigt und wird in seinem Vortrag darstellen, dass das zwar auch mit den komplizierten Entscheidungsprozessen von demokratischen Systemen zu tun hat. Aber die Grundlage unserer Anfälligkeit für populistische Meinungsmache liegt in unserer prinzipiellen Anfälligkeit für Manipulationen.
Bei Unsicherheit und in emotional aufgeladenen Situationen sind wir alle relativ leicht manipulierbar. Das ist besonders dann so, wenn etwas nicht eingetreten ist, was doch versprochen war. Bei starker emotionaler Erregung reagiert unser Stress-System u.a. so, dass es rationale Überlegungen leicht außer Kraft setzt.
Wer glaubhaft verspricht, uns etwas besonders Gutes zu tun oder einen besonderen Vorteil zu verschaffen, dem kann man vertrauen – meinen wir oft. Das ist in der Werbung für Konsumgüter nicht anders als in der Politik. Information, Werbung, Verführung und Manipulation - die Grenzen sind oft fließend. Denken Sie nur an den „Enkeltrick“.
In dem Vortrag wird diese Verführbarkeit in Zusammenhang mit den menschlichen Grundbedürfnissen nach Sicherheit und Gemeinschaft gestellt. Es wird gezeigt, wie diese und andere Motive zur Manipulation benutzt werden. Ein Rezept, sich gegen diese Tricks abzusichern gibt es zwar nicht. Aber Widerstandsfähigkeit gegen Manipulationen lässt sich von klein auf trainieren. Dabei hilft neben Wissen besonders das Erkennen von Werbung im Unterschied zu Information. Ganz wichtig für Manipulationsresistenz ist der Aufbau von Selbstwertgefühl und Frustrationstoleranz bereits in der frühen Kindheit – aber auch danach. Zur wichtigsten Ausrüstung, sich populistischen Verführungsversuchen zu widersetzen aber zählen die Pflege von Einfühlungsfähigkeit und eine grundlegende Haltung von Respekt und Akzeptanz unserer Mitmenschen.
Referent Dipl.-Psychologe i.R. Gerd Hirschberg, Rheinau